Mein Haus, dein Haus, Elternhaus

Es gab in Vietnam bis in die 90er kein ausgearbeitetes Scheidungsgesetz. Zwar waren Scheidungen prinzipiell möglich, und wurden auch genehmigt, aber darüber hinaus war dabei keinerlei Rechtsprechung verbunden. Keine Alimente, keine Schiedsspruch über Vermögensteilung.

Das machte es für Frauen lange Zeit besonders schwer, die Scheidung einzureichen, weil sie anschließend ohne Unterstützung (aber meistens mit Kind) dastanden. Umgekehrt winkten viele Gerichte einen solchen Scheidungsantrag von Frauenseite oft schnell durch, weil es für sie erwiesen war: Wenn eine Frau sich freiwillig so ins Leere stürzt, dann muss die Ehe wirklich ganz besonders schlimm sein.

Heute ist das mittlerweile anders. Es gibt Alimente-Vorschriften, und es gibt auch Regeln zur Teilung der gemeinsamen Habe. Ähnlich wie in Deutschland muss alles geteilt werden, was während der Ehe erwirtschaftet wurde.

Allerdings gibt es da einen Haken.

Eigentlich gibt es sogar zwei Haken, denn der gesamte Bereich der Rechtssprechung ist in Vietnam noch nicht ganz da, wo er sein könnte. Der Gang zum Gericht ist für Normalbürger sehr viel ungewohnter, als in Deutschland, und wer Recht bekommen hat, der hat noch längst nicht gewonnen. Wenn sich der Mann nämlich anschließend weigert zu zahlen, dann kann es mitunter sehr mühsam sein, ihn dazu zu zwingen.

Der eigentliche Haken aber ist ein anderer. Was teilt man nach einer Ehe so, außer Bargeld? Richtig, das Haus, die Möbel, und so weiter. Die gehören in Vietnam aber oft komplett den Schwiegereltern, denn in deren Haus wohnt man ja. Zum Teilen bleibt da nicht sonderlich viel übrig.

Allerdings: Die Ehefrau zieht meistens zurück zu ihren Eltern. Auf der Straße steht sie also nicht.

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