Durchblick

Wer schlecht sieht, kauft sich eine Brille. Denkt man. In Vietnam war das lange Zeit anders. In den 70er und 80er Jahren herrschte hier offenbar lange unter Eltern die fixe Idee vor: Wer eine Brille trägt, der schadet seinen Augen. Also haben viele Eltern versucht, ihre Kinder so lange wie möglich vom Brillentragen abzuhalten.

Alternative war: Man kaufte sehr wohl eine Brille, aber bewusst eine, die ein bis zwei Dioptrin unter der eigentlichen Sehstärke lag. Die Kinder trugen also Brille, und sahen trotzdem nicht. Eine Vietnamesin aus meinem erweiterten Bekanntenkreis hat es damit geschafft, innerhalb kürzester Zeit von „gut sehend“ auf „minus acht Dioptrin“ abzustürzen. (Das kann einem zwar auch sonst passieren, aber in diesem Fall hat die fehlende Brille sicherlich nicht geholfen.)

Bis heute sieht man verhältnismäßig wenig Brillen im Stadtbild, zumindest wenn ich es mit Deutschland vergleiche. Frauen mit Brille gelten immer noch als nicht sonderlich attraktiv, während Männer als „intelligent“ gelten, und damit angeblich als gute Partie. (Was die Umkehrfrage erlaubt: Gelten Frauen mit Brille als unattraktiv, weil sie intelligent sind?).

Kontaktlinsen sind ebenfalls langsam im Kommen, allerdings wegen der Verhältnisse hier (sehr staubig, immer sehr viel Zugwind beim Motorradfahren) für viele Vietnamesen auch keine echte Alternative.
Die junge Dame von der vorhin die Rede war hat sich übrigens vor ein paar Jahren die Augen lasern lassen. Auch das ist hier recht in Mode. Über die Qualität der Operation kann ich nicht viel sagen. Wirklich zufrieden ist sie jedoch offensichtlich nicht.

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