Geschnatter im Dschungel

Vietnam ist ein lautes Land. Ich weiß bis heute nicht so genau, ob das einfach eine kulturelle Sache ist, oder ob das gesamte Land kollektiv aufgrund des allgegenwärtigen Lärms an Gehörschäden leidet, und deshalb immer so laut spricht und so laut Musik hört. Vielleicht ist das aber auch so wie mit der Henne und dem Ei.

Heute gab es eine Dschungel-Tour durch den Phong-Nha-Ke-Bang-Nationalpark. Eine nächtliche Tour, um genau zu sein. Nachts sind einige Tiere aktiv, vor allem Amphibien und Reptilien. Einige sind auch nicht aktiv, was in dem Fall praktisch ist, weil man sie sonst nicht sehen würde. Schlafende Vögel und schlafende Schlangen zum Beispiel. Besonders beeindruckend am Dschungel ist aber ja auch immer die Geräuschkulisse. Überall zirpt und schreit und quakt und lärmt es. Ein Dschungel ist nicht gerade leise. Gerade für Radiojournalisten sollte das eigentlich ein gefundenes Fressen sein, ein Schmaus für die Ohren und den professionellen Geist.

Leider gibt es ein Problem. Nämlich die oben erwähnte Eigenschaft der Vietnamesen, in eigentlich fast jeder Situation immer besonders laut zu reden. Beispielsweise auch, wenn man durch einen Dschungel läuft. Vor lauter Geschnatter ist kein Gezirpe mehr zu hören.

Ruhe kehrt erst langsam nach zwei Stunden ein, als die Teilnehmer offensichtlich zu erschöpft zum reden sind. Dafür wiederum gebührt allerdings Respekt. Eine stramme Wanderung über mehr als eine Stunde ohne Punkt und Komma in voller Lautstärke zu reden – das zeugt von körperlicher Fitness.

One Response to Geschnatter im Dschungel

  1. Jowi says:

    Hallo Kollege!
    Jetzt bist Du uns also zuvor gekommen, mit dem Trip nach Phong-Nha-Ke-Bang. Die Werbung des GTZ-Kollegen neulich war eben einfach „compelling“.
    Zum Thema Lärm kann ich, was das Leben in Hanoi betrifft, grundsätzlich zustimmem – obwohl es das Hupen in den engen Gassen auf meinem Heimweg durchaus als sinnvoll erlebe: Man erfährt so, dass einem auf der anderen Seite der Hausecke jemand entgegen kommt und umgekehrt. Was schon mehrfach Zusammenstösse vermeiden half.
    Vor allem aber will ich hochachtungsvoll davor den Motorradhelm ziehen, mit welcher Vielfalt und Intensität Du Deinen Blog fütterst! Journalist eben, der schreiben muss wie andere Leute atmen….
    Ich freue mich schon darauf, immer wieder mal zu lesen, auch um mit meinen Erfahrungen zu vergleichen. Merci!

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