Radsport satt, Fußball matt

Radsport kann man nun eigentlich nicht unter die Sportarten zählen, die weltweit ein Medienecho finden würde. Selbst Deutschland würde ja ohne Jan Ullrich vermutlich noch immer nur noch unter Ferner-liefen über die Tour de France berichten.

In der vietnamesischen „Viet Nam News“, die bei einer Berliner-Format-Größe etwa zwei bis drei Seiten Sport hat, stand vergangene Woche ausführlich etwas über einen Martin Elminger, Robbie McEwen und Laurent Brochard. Oder anders gesagt: Ein riesiger Artikel über die letzte Etappe der „Tour Down Under“ in Australien. Sogar ausführlicher als hier.

Nun ist mir in der Vergangenheit kein einziger vietnamesischer Radsportler international aufgefallen. Das Interesse muss also mal wieder wohl etwas mit der französischen Vergangenheit zu tun haben. Ach ja, über die französische Fußball-Liga wird auch sehr ausführlich berichtet. Wenn auch nicht in epischer Breite wie über die englische Premier League. So langsam wird mir klar, wo Chelseas Millionen herkommen: Wenn es sogar in Hanoi möglich ist, dass samstags jemand sagt „Ich muss um 19 Uhr zu Hause sein, da spielt Chelsea gegen Liverpool.“

Über vietnamesischen Fußball wird selbstverständlich auch berichtet. Gestern verloren die vietnamesischen Kicker 2:0 im ersten Halbfinale des ASEAN-Cups gegen Thailand. Es gibt aber noch ein Rückspiel. Deswegen glaubt auch der Coach Alfred Riedl, dass noch alles möglich sei:

„The next match in Bangkok will be more difficult but if we can play like this plus have some luck we can change the result.“

(Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich höre da förmlich den österreichischen Dialekt in diesem englischen Satz, ohne den Mann jemals sprechen gehört zu haben.)

Das vietnamesische Team hat sowieso ein ganz anderes Problem: Acht Spieler sitzen derzeit in Haft oder warten auf einen Gerichtsprozess, weil sie in einen Wettskandal verwickelt waren.

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