Mit beiden Füßen im Zement

Vietnam versinkt derzeit in Zement. Nicht wegen der vielen Baustellen, sondern wortwörtlich: Das Land produziert zu viel Zement. Der Baustoff besteht im Grunde vor allem aus Ton, Kalk, Sand und Eisenerz. Dinge, von denen Vietnam reichlich hat. Ein vietnamesischer 20-Jahres-Wirtschaftsplan sah vor einigen Jahren vor, bis spätestens 2010 solle das Land 53 Zementfabriken haben.

Nun, man könnte sagen, Vietnam hat diesen Plansoll voll erfüllt.

Derzeit hat Vietnam nach offiziellen Angaben 105 Zementfabriken. Das sind ein paar mehr als geplant. Diese produzieren 61 Millionen Tonnen Zement. Auch das ist mehr als geplant. Und die Regierung vergibt derzeit noch immer Lizenzen an neue Firmen. Die meisten davon sind kleine Investoren, die sich von dem Geschäft das große Geld versprechen. Zement lässt sich relativ günstig herstellen.

Mindestens fünf Millionen Tonnen Zement werden derzeit zu viel produziert. Vietnam, trotz aller Bauwut, braucht diese fünf Tonnen nicht. Gut, könnte man sagen, exportieren wir das Zeug einfach. Das sagte auch prompt die Regierung, und verordnete einigen Firmen den Export. Leider musste sie feststellen, dass das nicht so einfach ist. Mindestens eine Million müsste sich doch irgendwie an die Nachbarländer verkaufen lassen, war der Gedanke. 500.000 Tonnen gingen nach Laos, magere 12.000 Tonnen nach Kambodscha. Der Rest: Fehlanzeige.

Vietnam hat zu wenig Tiefseehäfen und Schiffe, um den Zement nach Übersee zu verschiffen. Und ein weiteres Problem. Rund herum sitzen die größten Zementproduzenten der Welt. China mit 1,4 Milliarden Tonnen im Jahr, Indien mit 160 Millionen Tonnen (nochmal zum Vergleich: Vietnam derzeit 61). Und auch Thailand mischt groß mit, im wahrsten Sinne des Wortes. Da sind die Märkte in ganz Asien ziemlich gesättigt. Einzige Chance: Das Zeug nach Brasilien oder Afrika zu schippern. Problem: Bei umgerechnet etwa 30 Euro Verkaufspreis pro Tonne wären allein die Frachtkosten ein Verlustgeschäft.

Das Bauministerium hat nun der Regierung vorgeschlagen, man müsse halt einfach mehr Baustellen öffnen.

Zitat: „Dann wird sich die Situation auch ganz schnell ändern.“

2 Responses to Mit beiden Füßen im Zement

  1. fl says:

    Interessant, wusste ich nicht. Das ist umso ärgerlicher wenn man sieht welcher Raubau für die Zementproduktion betrieben werden, z.B. in Ninh Binh, da werden ganz in der Nähe von Van Long (da wo die letzten Delancour-Languren versuchen an den Felsen zu überleben) ein Kalkberg nach dem anderen weggesprengt…

  2. heike says:

    Und es wird weitere Zementwerke geben, da der Preis fixiert ist. Preisnachlaesse erfolgen nur ueber kauf 10 und bekomme einen frei ( bags) .
    solange preise fixiert sind, werden weiterhin froehlich Zementwerke gebaut. Normalerweise regelt ja Angebot und Nachfrage den Preis und die Kapazitaet. Schade dass dieses Ueberangebot nit bei Kwh Strom besteht. Hier muss irgendwas in der Planung falsch gelaufen sein:-))

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