Asiatische Enthüllungen

Laut den von Wikileaks veröffentlichten Statistiken sind unter den US-Botschaftsdepeschen auch 3000 aus Vietnam, sowohl von der US-Botschaft in Hanoi, als auch vom Konsulat in Ho-Chi-Minh-Stadt. Davon ist der größte Teil allerdings mit der geringsten Geheimhaltungsstufe klassifiziert, und dürfte relativ wenig enthalten, was man nicht eh schon weiß.

Veröffentlicht wurde allerdings davon bislang nichts. Die großen Zeitungen, an die Wikileaks sein Material geliefert hat, beschäftigen sich erstmal mit ihren eigenen Ländern oder Krisenregionen wie dem Nahen Osten, und an asiatische Zeitungen gingen die Daten nicht raus. Südostasien scheint als Region derzeit auch niemanden zu interessieren.

Für ein wenig Wirbel sorgt ein vertrauliches Gespräch zwischen dem US-Botschafter in Singapur, und dem großen elder statesman Lee Kuan Yew. Der Mann, der Singapur zu dem gemacht hat, was es heute ist. Nun war Lee schon in der Vergangenheit immer dafür bekannt, in Interviews recht offen zu sein (was ihn freilich trotzdem nicht daran hinderte, seinen eigenen Medien im Land die Flügel zu stutzen). Dementsprechend offen äußert er auch seine Meinungen im Gespräch mit dem US-Botschafter. Die gesamte Depesche hat Wikileaks hier online gestellt.

Aufreger Nummer eins ist die Tatsache, dass er Kim Jong Il einen „Psychopathen“ nennt. Etwas, das er im öffentlichen Gespräch vermutlich etwas diplomatischer ausgedrückt hätte.

In einer Randbemerkung taucht auch Kambodscha auf. Lee ist im Gespräch der Meinung, dass alles, was innerhalb der südostasiatischen Staatengruppe ASEAN diskutiert würde, kurze Zeit später in Peking bekannt sei. Das liege an den exzellenten und engen Verbindungen von China zu Laos, Kambodscha und Burma.

Zu Vietnam also bislang nichts, und die vietnamesischen Medien berichten insgesamt auch eher gedämpft über den ganzen Vorfall. Meine Vermutung ist, dass die Politik hier nicht so ganz genau weiß, ob sie sich darauf freuen soll, Interna aus den US-Dokumenten zu erfahren, oder sich davor fürchten soll, dass irgendwas an die Öffentlichkeit sickert, über das man eigentlich gar nicht reden wollte.

Einer der kuriosen Effekte der ganzen Affäre ist ja, dass alles, was in diesen Dokumenten steht, plötzlich zum Thema wird, als sei es tatsächlich neu. Und damit auch erst an Brisanz gewinnt und zum Diskussionsthema wird.

Denn seien wir mal ehrlich: Dass Kim Jong Il einen etwas seltsamen Charakter hat, und Burma enge Verbindungen zu China, sind genauso wie die bislang veröffentlichten Aussagen über deutsche Politiker nicht gerade Staatsgeheimnisse.

2 Responses to Asiatische Enthüllungen

  1. yeuem says:

    http://213.251.145.96/
    wikileaks . org gibts ja nicht mehr

  2. GF says:

    Vietnam gehört zu den 18 Staaten, die ihre Teilnahme an der Verleihung des Friedensnobelpreises abgesagt haben.

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