Fahrstuhlmusik

Was ist los, wenn im Fahrstuhl auf einmal sozialistische Marschmusik scheppert? Vielleicht feiert einfach nur irgend eine Bank Geburtstag, und will mit Kreditkartenangeboten neue Kunden locken.

Immer häufiger hängen in Fahrstühlen in Hanoi mittlerweile Bildschirme, die während der Fahrt Werbung zeigen. In dem, den ich heute morgen benutzt habe, hingen drei auf einmal. Alle drei zeigten unterschiedliche Werbefilme, während der eine für Haarwasser warb, zeigte der andere eine Kinovorschau, und der nächste eine glückliche Familie in der Küche. Wir reden, wohlgemerkt, von einem Ort, der etwa einen Quadratmeter groß war. Zwei der Bildschirme hatten Ton. Die Betreiber nennen das möglicherweise „Werbung“, ich nenne das Lärmbelästigung.

Eine Werbung ließ besagte Marschmusik erklingen, ein in Vietnam ganz eigenes Genre mit sehr vielen Bläsern und einer sonoren Stimme, die fröhlich-aufputschende Zeilen schmettert. Normalerweise hört man sie, wenn gegen Nachmittag die Lautsprecher in den Straßen für eine halbe Stunde lang Nachrichten senden. Je nach Sender auch mal im Radio. Im Kontext des Fahrstuhls war sie etwas ungewöhnlich. Dass damit für Kreditkarten geworben wurde, machte die Sache nicht logischer.

Fahrstuhlmusik oder auch Kaufhausmusik wird allgemein in Fahrstühlen, Kaufhäusern, Hotels als Hintergrundmusik eingesetzt. Bestimmte Musikstücke werden auch abwertend als Fahrstuhlmusik bezeichnet, weil sie – ohne Ecken und Kanten – einfach so „dahinplätschern“ und im Hintergrund laufen ohne zu stören.“
(Der Duden – Das neue Wörterbuch der Szenesprache)

Im Hintergrund laufen ohne zu stören?

Nichts läge ferner in Vietnam.

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