Blau-grün blind, Teil II

Ich bin durch einen Kommentar auf diesen alten Beitrag vom Dezember 2006 aufmerksam geworden. Das war also kurz nach meiner Ankunft hier in Vietnam. Damals hatte ich darauf hingewiesen, dass die Vietnamesen nicht zwischen Grün und Blau unterscheiden.

Eine kurze Internet-Recherche förderte jetzt erstaunliches zu Tage: Vietnam ist nicht das einzige Land, dem es so geht. Auch im Japanischen, Chinesischen und Koreanischen, und sogar im Walisischen und im Gälischen gibt es keine Unterscheidung zwischen Grün und Blau. Zu finden ist dieser interessante Beitrag unter dem Stichwort „Grün und Blau in verschiedenen Sprachen„. Ein Stichwort, nebenbei bemerkt, das ich niemals in einem Lexikon suchen würde.

Und wo wir schon dabei sind, gleich noch etwas zur Farbe „Türkis“ (darauf bezog sich der Kommentar). Die Farbbezeichnung türkis kommt vom Halbedelstein Türkis. Der wiederum hieß früher eigentlich Kallait, bekam aber seit Kreuzfahrer-Zeit den Namen „türkischer Stein“, weil die Kreuzfahrer ihn aus der Türkei mitbrachten. Dachten sie zumindest. In Wirklichkeit lag das Förderungsgebiet schon damals weiter östlich, auf dem Gebiet des heutigen Iran.

One Response to Blau-grün blind, Teil II

  1. Atsushi Kono says:

    Lieber Autor,

    als in Europa aufgewachsener Japaner kann ich Ihnen zum Thema „Grün-Blau“-Blindheit in Asien nur bestätigend sagen, daß mich dieser linguistische Umstand seit frühester Jugend an immer ziemlich befremdet hat. Es kam hin und wieder zu unnötigen Auseinandersetzungen mit meinen Eltern, die anscheinend die Problematik nicht kapieren wollten. Und meinen ersten Japanaufenthalt werde ich u.a. auch wegen dieser Merkwürdigkeit nicht vergessen: Denn als ich damals als 15-Jähriger zum ersten Mal die Ampeln auf Japans Straßen sah, fiel es mir wie Schuppen von den Augen; denn unsere Ampeln haben nämlich gar kein Grün, sondern leuchten eher türkis bis blau. Und bloß aus Bequemlichkeitsgründen haben es meine Eltern immer vorgezogen, auch in Europa einfach zu ignorieren, daß die hiesigen Ampeln eindeutig grün leuchten statt „blau“. Da zeigen sich die Vertreter der jüngeren Generation eindeutig unvoreingenommener: Vor kurzem liefen mir Landsleute (eine Gruppe von Studenten) über den Weg und fragten mich nebenbei, nachdem ich ihnen den Weg zu ihrem Wohnheim erklärt hatte, doch tatsächlich ganz direkt: „Sag ‚mal, Kollege, wie kommt es, daß die europäischen Ampeln GRÜN leuchten und nicht BLAU wie bei uns? Ist das ein neuer EU-Standard?“…

    Zu Ihrer Website wollte ich auch noch ein paar lobende Worte verlieren: Mir gefällt die ganze Aufmachung ausgesprochen gut! – Der Grund, warum ich auf diese Seite aufmerksam geworden bin, liegt zum einen daran, daß ich relativ viele vietnamesische Freunde habe, zum anderen aber auch weil ich mich um ein Patenkind kümmere, das ich wie ein eigenes Kind liebe und fördere, da ich selber kinderlos geblieben bin und nicht mehr zu den Jüngsten zähle. Sie sehen, mein großes Interesse für dieses immer noch (vor allem kulturell) leicht unterschätzte Land ist äußerst groß, obwohl ich leider keinen vollständigen Satz auf Vietnamesisch sagen kann! Ich danke Ihnen – auch im Namen aller meiner Freunde und meines Patenkindes – für Ihr ehrliches Engagement! Auch und gerade Ihre kritischen Kommentare zu manchen geschmacklichen Verirrungen habe ich sehr genossen, weil viele Dinge, die Sie da ansprechen irgendwie auch auf Japan und Südkorea 100% zutreffen! Machen Sie weiter so!

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