Vor dem Essen oder Naschen …

… Hände waschen. Kennen wir. Wissen wir. Haben wir alle als Kinder gelernt. Hier offenbar nicht. Sagt zumindest der Vize-Präsident des vietnamesischen Ärzte-Verbands. Er sagt: „Die Hygiene-Gebräuche in Vietnam sind ein ernsthaftes Problem.“ Vor allem im Rückblick auf die jüngste Cholera-Welle Anfang des Jahres.

Was für ein Problem sie sind, lässt sich schon an der ersten Interview-Frage feststellen. Fragt der Reporter: „Können Sie uns bitte den Zusammenhang zwischen Hygiene und der Verbreitung von infektuösen Krankheiten erklären?“ Eieiei.

Auch die Antworten des Arztes sind nicht wirklich ermutigend. „Wenn jede Krankenschwester dazu gebracht werden könnte, ihre Hände zu waschen und die Handschuhe zu wechseln, bevor sie zum nächsten Patienten geht, könnte die Zahl der Infektionen in Krankenhäusern deutlich gesenkt werden.“ Der Arzt hat im Laufe des Interviews einige solcher „Wenn jede/r…“-Sätze bereit. „Wenn jedes Kind in der Schule…“, „Wenn jede Hausfrau…“ und so weiter. Die meisten Sätze sind scheinbar so selbstverständlich, dass sich einem die Nackenhaare sträuben. Auch wenn es mit dem Händewaschen in Europa auch nicht immer zum Besten bestellt ist. Von Schalen mit Erdnüssen, die auf Kneipentresen stehen, sollte man ja bekanntlich eher die Finger lassen.

Ein ganz anderes Problem ist natürlich, dass Vietnam gerade in ländlichen Regionen noch gar keinen umfassenden Zugang zu sauberem Wasser hat. Und Straßenküchen logischerweise oft auch kein Handwaschbecken für die Köche und Bediensteten.

Die Firma Unilever engagiert sich jetzt in diesem Bereich auch „sozial“: Sie legt Programme auf, die Händewaschen verbreiten sollen. Oder Seminare, die auf die Bedeutung von Händewaschen hinweisen. Das ist natürlich sehr nett, und dafür gibt es auch Zuschüsse vom Staat oder von Hilfsorganisationen.

Nun ist Unilever bekanntlich ein großer Hersteller von Hygiene-Artikeln. Zahnpasta, Zahnbürsten, Seifen, und zigtausend andere Dinge mehr. In Vietnam äußerst präsent, mit zahlreichen Marken. Man könnte von einer klassischen „Win-Win“-Situation sprechen, wie das die Ökonomen nennen, wenn eine solche Firma sich mit Projekten engagiert, die Händewaschen populär machen sollen. Die Gesellschaft gewinnt, und hat weniger Krankheiten. Und Unilever gewinnt. Profit nämlich. Man könnte es auch fast schon eine Lizenz zum Gelddrucken nennen, wenn ein Seifenhersteller mit staatlicher Unterstützung für den Gebrauch von Seife werben darf.

2 Responses to Vor dem Essen oder Naschen …

  1. Tu says:

    Vietnamese sagen “ ?n b?n s?ng lâu.“ ^^ nur zum Spass.

  2. Dom says:

    @ Tu:
    klingt wie „Dreck reinigt den Magen“ ;-)

    Ansonsten:
    @“Man könnte es auch fast schon eine Lizenz zum Gelddrucken nennen, wenn ein Seifenhersteller mit staatlicher Unterstützung für den Gebrauch von Seife werben darf.“

    das Selbe hab ich mich auch gefragt, als ich mal eine Riesenveransatltung einer pharmazeutischen Verhütungsmittelfirma in der Aula der Pädagogischen Hochschule in HCMC mitbekam, gut besucht, proppevoll, ein wenig AUfklärung sprang auch ab, aber schon komisch so was gesponsortes. irgendwann wird man sich daran gewöhnen (müssen). Leider

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