Langes Wochenende, vietnamesisch

Am Samstag wurde zum dritten Mal der „Tag der Hung-Könige“ gefeiert. Der Feiertag, den die Regierung vor zwei Jahren überraschend aus dem Ärmel geschüttelt hatte. Wenn mich nicht alles täuscht, richtet er sich nach dem Mondkalender, jedenfalls war er damals deutlich später.

Im Vietnamesischen hat der dabei verwendete Begriff „Feiertag“ eine mehrdeutige Bedeutung, weswegen man in vielen Gesprächen und Reden auf Englisch und sogar in Medien den Begriff „Todestag der Hung-Könige“ hört. Wie bereits damals im ersten Blog-Artikel erwähnt wird mit den Hung-Königen ja einer Dynastie gedacht, die so heillos tief in der Vergangenheit liegt und mit Mythen überlagert ist, dass Historiker eigentlich gar nicht genau wissen, ob und in welcher Form sie tatsächlich existiert haben. Schon allein deswegen hätte eine Todestags-Feier in etwa die Exaktheit von Christus Geburtstag am 24. Dezember. Es gibt auch keine genauen Hinweise darauf, ob man tatsächlich von einer Dynastie sprechen kann, oder nicht eher von verschiedenen lokalen und unabhängigen Stämmen, ähnlich vielleicht den Germanen in den norddeutschen Wäldern. Die Eckdaten jedenfalls lauten: 2879 vor Christus bis 258 vor Christus. Bei achtzehn Königen kommen wir auf eine stolze Regierungszeit von durchschnittlich 145 Jahren. Pro König.

Das Anfangsjahr ist ohnehin ein sehr interessantes Datum, denn der legendäre chinesische „erste“ Kaiser Huangdi (auch bekannt als „Der Gelbe Kaiser“) regierte von 2674 v.Chr., womit er knappe 200 Jahre zu spät gekommen wäre, und Vietnam die älteste Dynastie der Region. (Er regierte allerdings wohlgemerkt ebenfalls stolze 100 Jahre lang. Das Leben früher war unzweifelhaft einfach gesünder… Außerdem gibt es chinesische „Historiker“, die vor Huangdi noch die „Drei Erhabenen“ Kaiser setzen, die noch längere Regierungszeiten haben, und bereits 2952 v.Chr. die Bühne betreten, womit die Verhältnisse aus chinesischer Sicht wieder hergestellt wären.)

Zurück jedenfalls zu den Hung-Königen, deren „Todestag“ wir laut einiger schlechter Übersetzung am Samstag gefeiert haben, was irgendwie impliziert, als seien alle 18 Könige am selben Tag gestorben. Einigen wir uns also besser auf „Gedenktag“.

Ein Feiertag am Samstag ist natürlich ein blöder Feiertag, deswegen hatten die Firmen die Vorgabe, dass sie stattdessen einen anderen Tag frei geben müssen. Das schöne daran: Es war nicht geklärt, welcher Tag das ist. Einige Firmen haben ihre Angestellten am Freitag nach Hause geschickt, andere tun das am heutigen Monat. In gewisser Weise erleben wir also ein wirklich mystisch verlängertes Feiertags-Wochenende, wenn auch niemand in den Genuss der vollen Länge kommt. Passt natürlich sehr gut zu den Hung-Königen und ihrer Regierungszeit.

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