Im Krankenhaus

Die Großmutter ist ins Krankenhaus gekommen. Nicht schlimmes, glaubt ihre Familie. Ein Schwächeanfall einer schon über 90 jährigen Frau. Passiert, aber muss professionell gepflegt werden.

So etwas wie „Besuchszeiten“ gibt es in Vietnam nicht. Besuchszeit ist immer. Seit Tagen sind zwei bis drei Familienangehörige am Bett der Großmutter und wachen darüber, dass sich die altersdemente Frau nicht die Kanülen aus dem Arm zieht. Im Raum stehen vier Betten, alle mit alten Frauen. Rund um alle vier Betten sind jeweils ein bis drei Familienmitglieder. Mindestens. Wenn Besuch kommt, auch mal mehr.

Die Familienmitglieder kümmern sich um das Essen, sie waschen ihre kranken Verwandten, sie erledigen andere simple Dinge für sie. Arbeiten, für die in Deutschland die Pflegerinnen und Pfleger zuständig wären. Und die Zivis. Zivis hat es hier sowieso keine. Pfleger könnte es eigentlich genug haben, wenn hier irgendwas in Vietnam günstig ist, dann ist es Arbeitskraft. Dass die staatlichen Krankenhäuser trotzdem nicht genug haben, muss dann irgend etwas mit ihrem Budget zu tun haben, oder ihrem internen Haus-Management.

Wie dem auch sei, die Arbeit wird von den Angehörigen übernommen. 24 Stunden lang. Nachts schläft die Tochter bei ihrer dementen Mutter im selben Bett. Das Hausmädchen ist ebenfalls die ganze Zeit dabei. Sie schläft vor dem Bett, auf dem Fußboden.

Die Familie sagt übrigens, das Krankenhaus der Großmutter sei ein gutes Krankenhaus. Vier-Bett-Räume mit nur vier Personen im Raum, das zeuge von gutem Management. In anderen Krankenhäusern sind die Betten schließlich mit drei Personen belegt.

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