Nicht ohne meinen Lautsprecher

Dass die lustigen Lautsprecher mit revolutionären Märschen und mehr oder weniger wichtigen aktuellen Durchsagen auf Dauer auch lästig werden können, hatte ich bereits im Februar erwähnt. Damals war offenbar irgendwo direkt vor meinem Schlafzimmerfenster ein neuer Lautsprecher installiert worden, der auf voller Lautstärke unmöglich zu ignorieren war.

Dieser Lautsprecher hat irgendwann drei Wochen später plötzlich den Geist aufgegeben. Mitten im Lied war plötzlich Stille (während der vor dem Küchenfenster noch weiterspielte). Offenbar hat den Lautsprecher mitsamt seiner wichtigen Meldungen niemand vermisst, jedenfalls hat ihn seitdem niemand repariert. Das ist sehr schön, denn man kann jetzt morgens wieder länger als 6:30 Uhr morgens schlafen.

Warum jemand den Lautsprecher überhaupt vermissen sollte?

Ich habe heute von einer Familie gehört, bei der das tatsächlich der Fall wäre: Ein vietnamesisches Ehepaar mit Kindern lebt, ähnlich wie ich, in der Nähe eines der installierten Lautsprecher. Vor ein paar Tagen fiel der anscheinend aus.

Seitdem weigern sich die Kinder, morgens aufzustehen.

Wenn die Mutter ins Zimmer kommt, um die Kinder zur Schule zu scheuchen, lautet die Antwort: „Der Lautsprecher ist noch still. Wir haben noch Zeit!“ Und damit drehen sie sich nochmal auf die andere Seite und schlafen weiter.

Dass die knarzenden und blechernen Ersatz-Radios tatsächlich eine wichtige Funktion sowohl als Wecker, als auch als indirekte Zeitansage haben, hätte ich in der Tat nicht für möglich gehalten.

Natürlich ist da was Wahres dran: Wann immer der Lautsprecher morgens plärrte, wusste ich, dass es jetzt 6:30 Uhr war. Nur war das freilich für mich eine völlig unwichtige Information, da Journalisten bekanntlich nicht früh aufstehen.

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