Und nochmal Halong…

Ein Schelm, wer böses dabei denkt, aber die Provinzverwaltung der Halong-Bucht hat die Eintrittspreise erhöht. Genauer gesagt haben sie die Preise erhöht und gleich noch einen Pauschalpreis festgelegt. Früher mussten die Touristen bei jeder der „Sehenswürdigkeiten“ extra zahlen (meist so um die 10.000 Dong, etwa 30 Eurocent). Jetzt soll es stattdessen eine Pauschale von um die 100.000 Dong geben, egal welche Orte man besucht (oder nicht).

Um ehrlich zu sein: Die „Sehenswürdigkeiten“ in der Halong-Bucht sind aus meiner Sicht das unsehenswürdigste am ganzen Ort. Sie umfassen Dinge wie „Steige an einer Insel aus und laufe eine Steintreppe hoch“ oder „Besichtige eine Grotte voller bunter Scheinwerfer inmitten Horden von Menschen“. Das meiste davon fällt für einen Durchschnittseuropäer im besten Fall unter die Kategorie „naja“ und im schlimmsten Fall unter „abschreckend“. Die wirklich guten Dinge kosten sowieso noch einmal kräftig extra, zum Beispiel die Kajak-Fahrten, durch die man die Möglichkeit hat, an ein paar etwas abgelegenere Orte und Inseln der Bucht zu gelangen.

Nun reden wir bei 100.000 Dong von drei bis vier Euro, das sollte zwar für die meisten Touristen zu verkraften sein. Das Problem ist allerdings, dass die Fahrten in die Halong-Bucht derzeit stark über den Preis geführt werden. Unzählige Mini-Anbieter in der Altstadt überbieten sich im Preiswettkampf, um die Horden an Touristen möglichst günstig in die Bucht zu karren. Da machen umgerechnet drei Euro schon was aus. Die Tour-Anbieter schreien deswegen auch als erste auf, und berichten entsetzt, dass seit der Entscheidung ihre Gewinne einbrechen und verschiedene Großkunden ihre Verträge gekündigt haben.

Dazu wiederum muss man folgendes wissen: Die Entscheidung, die Preise zu erhöhen, kam vor acht Tagen, und war umgehend gültig.

In Vietnam, das habe ich schon öfter festgestellt, hält man im Allgemeinen nicht allzu viel von langfristig angekündigten Preiserhöhungen oder damit verbundenen Verträgen. Ein Vermieter, der die Miete raufsetzen will, kommt damit im Normalfall zwei Wochen vor Monatsende an, und erklärt dem Mieter dann, wenn er die neue Miete nicht zahlen wolle, könne er ja gehen. Angesichts des aufgeheizten Wohnungsmarktes können sich die meisten das auch leisten. Auch in anderen Geschäftsfeldern ist solches Gebaren nicht ganz unüblich, und wirft ein Schlaglicht darauf, warum Vietnam trotz aller jubelnden Erfolgsmeldungen noch immer Schwierigkeiten hat, Investoren zu finden.

Die Provinzverwaltung begründet ihre Entscheidung salopp mit „Inflation“. Das ist ein beliebtes Argument, auch bei Vermietern, das zieht irgendwie immer, Inflation ist nämlich in den vergangenen Jahren auch immer in Vietnam. In diesem Fall allerdings sind Zweifel angebracht, denn der schlimmste Preisanstieg ist zumindest aktuell vorerst vorbei, und die Preiserhöhung liegt doch überraschend kurz hinter dem Gewinn bei der Weltnaturwunder-Geschichte. Auch die Behauptung, das Geld werde selbstverständlich vor allem in die Bewahrung der Natur investiert, ist mit Vorsicht zu genießen.

Das Tourismusministerium hat nun, nach kräftigem Rumoren in der Bevölkerung, erklären lassen, es sei gegen eine Preiserhöhung. Diese erfordere eine „langfristigere Planung.“ Man habe die Behörden der Halong-Bucht auf diesen Einwand hingewiesen.

Die Behörden wiederum entgegnen, dieser Hinweis sei bei ihnen nicht angekommen, und verweisen stattdessen darauf, dass das lokale Volkskomitee der Sache zugestimmt habe. Eine Abschaffung der neuen Gebühren erfordere demnach einen erneuten Beschluss des Volkskomitees.

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