Kein Mangel an Handelspartnern

Zum Ende des 17. Jahrhunderts stellte Japan schrittweise seinen Außenhandel ein. Wie wir hier bereits geklärt hatten, war der Japanhandel eine der Lebensadern für das junge Nguyen-Königreich im heutigen Mittel- und Südvietnam gewesen. Die Vietnamesen konnten diesen Schritt jedoch gut abfedern, denn andere Händler übernahmen einfach die Rolle der Japaner. Allen voran die Chinesen.

Dabei war es jahrhundertealte Tradition in Vietnam (also: dem alten, ursprünglichen Vietnam, „Nordvietnam“ sozusagen) gewesen, chinesische Händler etwas auf Abstand zu halten. Man handelte zwar mit ihnen, aber die Handelsstätten waren nicht in der Hauptstadt, sondern in weit vorgelagerten Orten. Dafür war sicherlich auch die uralte Vorsicht der Vietnamesen verantwortlich, sich nicht wieder potentielle Invasoren ins Haus zu holen.

Nguyen-Vietnam, oder Dang Trong, wie das Reich zwischen Mittel- und Südvietnam damals genannt wurde, ging an diese Sache anders heran. Entspannter. Verständlich, wenn man in Betracht zieht, dass Dang Trong keine gemeinsame Grenze mit China hatte. Chinesische Händler durften sich im Reich niederlassen, und vor Ort Handel treiben. Die Jahrhundertwende um das 17./18. Jahrhundert legte damit den Grundstein für die spätere Dominanz der Chinesen im vietnamesischen Handel, die gute 200 Jahre andauern sollte, und sich noch heute zum Beispiel in ehemaligen „Chinesenvierteln“ wie Cholon in Ho-Chi-Minh-Stadt niederschlägt. Chinesen durften zu dieser Zeit sogar offizielle Regierungsposten übernehmen.

Aber nicht nur chinesische Händler kamen, sondern auch Händler aus ganz Südostasien (vom reinen Handelsvolumen her im Vergleich zu China und Japan eher unbedeutend, aber als Signal für die handelspolitische Bedeutung von Dang Trong nicht zu unterschätzen), sowie aus Europa. Interessiert an den Reichtümern der Handelsstadt Hoi An waren eigentlich alle damaligen großen Seefahrernationen, Portugiesen, Holländer und Engländer. Die einzigen, die es aber schafften, regelmäßige Handelsbeziehungen in Hoi An zu etablieren, waren die Portugiesen. Das lag unter anderem daran, dass die Nguyen-Dynastie scharf auf portugiesische Waffentechnologie war, vor allem in der heißen Phase des Bürgerkriegs mit dem Norden zwischen 1627 und 1672. Zur selben Zeit existierte im portugiesisch beherrschten Macao eine Kanonenschmiede, die in den Vietnamesen exzellente Kunden hatte, wie ich auch in diesem Eintrag über Feuerwaffen in Vietnam bereits angedeutet hatte.

Die Holländer dagegen schafften es nie richtig, in den Markt hineinzugelangen, und entschieden sich schließlich stattdessen mit dem Norden zu handeln. In den 1640er und 50er Jahren kauften sie massenweise Seide aus „Tongking“ (also dem von der Trinh-Familie regierten Norden). Ironischerweise verstärkten sich zur selben Zeit die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Überseemächten Portugal und Holland, gewissermaßen als Spiegel der Auseinandersetzung zwischen Nguyen und Trinh.

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