Monthly Archives: Februar 2007

Der letzte Tag des Jahres

Ich muss ja zugeben, ich habe mich anstecken lassen. Die gesamte Feier-Atmosphäre der letzten Tage. Die Zeichen an allen Ecken und Enden, dass hier etwas ganz Großes herankriecht, die gemeinsame Verabschiedung eines ganzen Landes in den Winterschlaf (seit gestern hat sogar unser Lieblings-Pho-Restaurant im Viertel zu)… man kommt nicht darum herum, sich heute irgendwie besonders zu fühlen. Nachdem Weihnachten und Silvester ungewöhnlich emotionslos an mir vorbei gezogen sind (für Weihnachten waren zu viele Palmen um mich herum und für Silvester… (more…)

„Dieses Tee-Fest, das Sie erwähnt haben…“

Wir bekommen jede Woche einiges an Hörerpost. Darunter auch zahlreiche Fragen von deutschsprachigern Hörern zu Land und Leuten. Unlängst erreichte die Radio-Redaktion der Brief eines Hörers, der unter anderem fragte: „Sie haben erwähnt, dass bald in Vietnam ein Tee-Fest gefeiert wird. Können Sie dazu noch etwas genaueres sagen?“ Tee-Fest? Ich nehme an, das kommt davon, wenn man versucht, exotische Bräuche anderen Ländern zu erklären. Zu Têt wird zwar auch bisweilen Tee getrunken, aber auch nicht mehr als sonst.

Staus mit Orangenbäumen

Ich hatte wahlweise eine Geschichte über Staus oder über Orangenbäume versprochen. Sie lassen sich beide verbinden: Man fährt hier täglich an grob geschätzt 30 Orangenbäumen und 23 Pfirsichblütensträuchern vorbei. Oder umgekehrt: Die Pflanzen fahren an einem vorbei. Festgeschnallt auf den Mopeds oder unter den Arm geklemmt. Um genau zu sein, sind es keine Orangenbäume, sondern angeblich „eine Unterart der Mandarine, die noch kleiner sind als Mandarinen.“ Da sie orange sind, nenne ich sie zum Zweck der Einfachheit weiter Orangenbäume. Der… (more…)

Busfahren mit Spiegel

Ich hatte geschwankt, ob ich heute über den Orangenbaum auf jedem Moped (Tet!) oder über die Eigenheit der Vietnamesen erzähle, aus jedem kleinen Stau unter Garantie einen großen Stau zu machen. Spiegel Online hat mir die Entscheidung abgenommen: Es gibt heute mal wieder nur einen langweiligen Link auf eine Seite mit Text, den aufmerksame Leser dieser Seiten mit großer Wahrscheinlichkeit wieder erkennen werden, weil vieles davon bereits hier auftauchte: Busfahren in Vietnam: Wahnsinn auf vier Rädern Dafür dann morgen mehr… (more…)

Karpfen und Könige

Ich habe eine Fisch-Geschichte versprochen. Leider musste ich heute für das Radio arbeiten, und habe deswegen Millionen von Vietnamesen verpasst, die an den nächstgelegenen See pilgern, und einen Karpfen ins Wasser kippen. Der Hintergrund ist in etwa folgender: Die Heiligen der Küche, auch „Küchenkönige“ genannt, fliegen heute in den Himmel, und berichten über die guten und schlechten Dinge des Haushalts jeder Familie im vergangenen Jahr. Wie ein Kulturwissenschaftler heute bei uns im Radio richtig sagte: „Von hier bis zum Himmel,… (more…)

Der-Tag-vor-dem-Tag-des-Fisches-Tag

Heute ist Der-Tag-vor-dem-Tag-des-Fisches-Tag. Oder auch „Ngay may la ngay Ong Cong Ong Tao“. Das heißt: „Morgen ist Ong-Cong-Ong-Tao-Tag.“ Morgen werden die Küchenheiligen geehrt und zu ihren Ehren ein Fisch freigesetzt. Das klingt jetzt zwar zunächst mal logisch, denn Fisch und Küche haben ja nun einiges miteinander zu tun. Der Eindruck täuscht aber leider: Die Küchenheiligen sind eine Gruppe von zwei Männern und einer Frau, die nach einem Beziehungswirrwarr gemeinsam verbrannt sind. Ich erspare die Details. Sie sind wichtige Personen, weil… (more…)

Tet-Fresskorb

Es geht also schon los mit den Tet-Geschenken. Heute bekamen die ausländischen Mitarbeiter der „Stimme Vietnams“ einen dieser wunderschönen Sammelsurium-Körbe, die derzeit auch in allen Supermärkten erhältlich sind, und zu Tet verschenkt werden. Der schnelle Überblick offenbarte in etwa folgendes: Eine Flasche Chianti-Wein, eine Packung „Lipton“-Fruchttee (pfui Teufel), eine Packung Pulverkaffee (noch viel pfuiteufeliger), eine Packung Schoko-Karamelkuchen (die eigentlich ganz lecker aussehen, aber die ich exakt so schon mal im Sommer gekauft habe, was ein damals in der Hitze ein… (more…)

Straßenessen nachts

Ich hatte es glaube ich schon erwähnt: Hanoi ist für eine Großstadt abends um 11 Uhr erschreckend leer. Selbst im zentralsten Stadtzentrum erklären einem zudem die Restaurants, dass leider keine Brühe mehr im Kessel ist und keine Suppe mehr ausgeschenkt werden kann. Nun hätte man in einer deutschen Kleinstadt sicherlich ähnliche Probleme, um diese Zeit noch etwas zu essen zu finden („Neee, wir servieren nur bis 22.35 Uhr warm!“), aber in einer deutschen Kleinstadt gäbe es wiederum keine Filmvorführungen von… (more…)

Wünsche können auch wahr werden

So langsam gibt es wieder mehr Mücken. Das heißt wohl, dass der Winter vorüber ist. Auch der Pulli erscheint plötzlich abends um 11 Uhr ein wenig zu warm. Ein seltsames Gefühl. Wochenlang hat man abends gefroren und sich ein wenig Sommer herbei gewünscht. Jetzt kündigt er sich langsam an, und man ahnt: Manchmal gehen Wünsche auch in Erfüllung – und es stellt sich heraus, dass es die falschen waren.

Tet kommt näher…

Das vietnamesische Neujahrsfest „Tet“ kommt näher. „Tet“ heißt einfach „Fest“, deswegen ist „Tetfest“ eigentlich falsch, denn es hieße streng genommen „Festfest“. Andererseits beschreibt das wiederum das Fest sehr gut, denn es ist DAS Fest. Ich hab’s ja nun noch nicht erlebt, aber allen Berichten zufolge ist am Tag selbst die Stadt tot. Inklusive Geschäfte und Tourismus. Eine sehr seltsame Vorstellung, denn die Geschäfte in Hanoi sind eigentlich nie tot. Selbst an Sonntagen oder anderen „Feiertagen“ ist immer jede Menge Trubel.… (more…)