Monthly Archives: April 2007

Morgen ist Sonntag

Es gibt Dinge, an die gewöhnt man sich sehr schwer. Beispielsweise an den Vietnamesischen Sonntag. Sprecher A: „Mein Paket ist noch nicht angekommen.“ Sprecher B: „Wie lange ist es denn schon unterwegs?“ Sprecher A: „Fast schon drei Wochen.“ Sprecher B: „Das halte ich fast für normal.“ Pause Sprecher B: „Vielleicht kommt es ja morgen.“ Sprecher A: „Morgen ist Sonntag.“ Sprecher B: „Na und?“ Ja, hier kommt eben auch sonntags die Post. Genauso, wie sonntags morgens um 8 Uhr auf den… (more…)

Untertitel mit Jury

Zweiter Versuch, eine DVD mit englischen Untertiteln zu schauen. Der Schauspieler sagt: „I am pissed“, der Untertitel sagt: „I am pleased.“ Der Schauspieler insistiert verärgert: „I am really pissed.“ Der Untertitel wiederholt: „I am really pleased.“ Dann sagt ihm sein Freund: „Over there, this girl looks like Jodie Foster.“ Der Untertitel: „Over there, this girl looks like Jury faster.“ An der Stelle habe ich die Untertitel ausgeschaltet. Den Film dann allerdings eine halbe Stunde später auch.

Hund

Ich hab’s getan. Ich habe Hund gegessen. Fazit: Ekelhaft war eigentlich nur die fermentierte Shrimp-Sauce. Das Fleisch schmeckte… wie Fleisch. Wie beschreibt man Geschmack? Es war relativ dunkel, und erinnerte eher an Rind als an Huhn. Als Würstchen schmeckte es nach Nüssen und Bohnen, weil Nüsse und Bohnen drin waren. Und als Fleisch pur schmeckte es nach Zitrone, weil man es in Zitronensauce tauchte. Am Samstag Morgen fahre ich nocheinmal hin, um zuzusehen, wie der Hund zubereitet. Hund wird nämlich… (more…)

Untertitel

In jedem Café, das modern und trendy sein will (also in fast allen), hängt irgendwo ein Fernseher von der Wand. Darauf laufen dann meist stummgeschaltete Filme. Amerikanische Filme mit Thai-Untertiteln, Japanische Filme mit chinesischen Untertiteln oder Chinesische Filme ohne Untertitel. Heute beim Mittagessen in einem trendy Restaurant (= es hing ein großer Plasma-Bildschirm quer über der Wand) lief ein Chinesischer Film (ohne Untertitel), in dem die Hauptperson offenbar ihrer Liebe hinterher nach Frankreich vor. Leider war der Ton ausgestellt, deswegen… (more…)

Stapeln

Ich habe gestern vermutlich eine weitere Stufe zum inoffiziellen Straßenführerschein in Hanoi erreicht: Einen großen Koffer auf dem Moped einmal quer durch die Stadt zu fahren. Mit dem Koffer war ich in das neue Zimmer umgezogen, und der leere Koffer musste nun zurück. Das geht. Mit einem Moped und drei Schnüren geht das. Wenn man mit einem großen Koffer hinter sich durch die Straßen kurvt, hat man auch sofort das Gefühl, mehr Respekt der anderen Verkehrsteilnehmer zu bekommen. Andererseits sind… (more…)

Weihnachten ist „in“

Da wir gerade von Ostern sprechen. Dank vietnamesischen und internationalen Fußballsendern, die hier ganz ohne Probleme über Kabel zu empfangen sind, könnte ich auf einmal mehr Fußball schauen, als jemals in Deutschland. Nicht, dass das jetzt unbedingt mein größter Kindheitstraum gwesen wäre, aber die Zeitverschiebung hat einen netten Nebeneffekt: Man kann sich zum Einschlafen noch Arsenal London gegen West Ham United oder Bremen gegen Nürnberg anschauen. In einigen Sendern läuft dabei über die untere Leiste Werbung für Handy-Klingeltöne und -Hintergründe.… (more…)

Ostern versteckt sich

Nachdem Weihnachten hier furios mit allem möglichen Schnickschnack gefeiert wurde, ist Ostern nicht sichtbar. Versteckt wie ein Osterei. Die Deutsche Welle feiert das Fest, indem sie den Asiaten erklärt, dass in Deutschland Hasen, in Frankreich Fische und in Italien von der Decke hängende Rieseneier gegessen werden. Aber vielleicht findet sich ja nachher noch irgendwo ein Osterei auf der Straße.

Nachrichten vom anderen Stern

Seit ich hier wieder regelmäßig TV-Nachrichten aus Europa über Deutsche Welle und TV5 empfangen kann, bin ich doch ein wenig überrascht, wie viel ich verpasst habe. Henry Maske hat also tatsächlich seinen Boxkampf gewonnen, und ganz Deutschland redet von meinem deutschen Lieblingsvornamen, Knut. Ich habe leider noch nie in meinem Leben einen Menschen namens Knut getroffen, hab’s mir aber immer gewünscht. Naja gut, um Menschen geht es ja in diesem Fall auch nicht. Die Story von einem Eisbär, der mit… (more…)

Cuc Phuong zum Dritten

Etwa zwanzig Autominuten vor dem Nationalpark liegt eine wunderschöne Seelandschaft mit Kalksteinfelsen, auf der Touristen sich in kleinen Booten herumrudern lassen können. Zu dem See führt eine Straße. Sie war früher mal so klein und schmal, dass keine Touristenbusse durchpassten. Die Dorfbewohner fuhren daraufhin die Touristen auf kleinen, traditionellen Ochsenkarren zum See. Was, genau betrachtet, viel schöner ist, als im Bus dorthin gebracht zu werden. Dadurch hatten die Touristen eine nette kleine Fahrt, die Bewohner konnten sich etwas dazuverdienen, und… (more…)

Der Hahn der Opéra

Haydns „Schöpfung“ in der Hanoier Oper. Der Chor ist einer der Gründe, warum es hier in den vergangenen Tagen so ruhig war, aber dazu dann hoffentlich ein anderes Mal mehr. Stattdessen heute: Operngeschichten. Teil 1: Ein Pärchen kommt zu spät. Das Pärchen, das bereits sitzt, steht zwar auf, aber der Mann raunzt die beiden in akzentvollem Englisch an: „You are disturbing us!!“ Als der Zuspätkommer dann schon etwas verstört die Reihe entlang zu seinem Platz geht, bekommt er von dem… (more…)